Erscheinungstournee oder „Einmal Auftanken bitte“

Der Mann, der Babysohn und ich, wir wohnen in München. Unsere Wurzeln aber liegen über 600 km entfernt, im Rheinland. Dort leben unsere Eltern, viele Verwandte und ein großer Teil unseres Freundeskreises. Und so zieht es uns regelmäßig dorthin zurück. Jedes Mal sind diese Besuche dann, wie meine Mutter zu sagen pflegt, eine wahre „Erscheinungstournee“: Alle wollen uns sehen (und wir wollen das auch!), vor allem natürlich seit dieses pausbäckige Baby mit dabei ist. Jedesmal wägen wir ab, wen wir unbedingt treffen müssen, wen wir besonders lange nicht mehr oder erst kürzlich gesehen haben, und jedesmal stellen wir wieder fest: Es lassen sich nicht alle „unter einen Hut kriegen“. So sind diese Besuche immer ganz schön terminlastig und unsere Tage dort sind so ganz anders als die Tage zuhause in München, die der Babysohn und ich immer noch ziemlich gemächlich angehen lassen.

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Herbst am Rhein – schön melancholisch!

Trotzdem stelle ich – gerade letzte Nacht zurück gekehrt von einer solchen „Erscheinungstournee – fest, dass ich mich richtig aufgetankt fühle. Ja, es war anstrengend, ja die Zugfahrt ist auch kein Spaß zur Stoßzeit mit einem zahnenden Baby, und eine Erkältung habe ich auch mitgebracht. Wir mussten ein paar Leute versetzen, wie immer, und das Wetter machte dem kalten niederrheinischen Schmuddelherbst alle Ehre. Aber wie schön war es:

  • Liebe alte Freunde, mein Patenkind und neue Babies zu sehen
  • Dass der Babysohn von seinem fast 90-jährigen Uropa auf dem Akkordeon „Alle meine Entchen“ gespielt bekam und ganz staunend bei seiner Uroma auf dem Schoß saß
  • Dick eingemummelt Regenspaziergänge am Rhein zu machen und danach mit dem immer noch in der Tragehilfe schlafenden Baby eine Tasse Tee zu trinken
  • Ausführliche Gespräche mit den Eltern und Schwiegereltern über Gott und die Welt zu führen
  • Ausgerechnet in der Kirchenzeitung einen sehr positiven Artikel über bindungs- und bedürfnisorientierten Umgang mit Kleinkindern zu entdecken
  • So viele Komplimente für das Baby zu bekommen
  • Zu sehen, wie eben dieses Söhnchen in der fremden Umgebung ganz offen und entspannt auf Menschen und Situationen zuging und unzählige neue Eindrücke aufsaugte
  • Ohne Kinderwagen unterwegs zu sein und ihn nicht zu vermissen
  • Die Lätzchen zu bewundern, die meine Mutter aktuell näht – ratet für wen!
  • Ein paar Münchner Mitbringsel unters Volk zu jubeln
  • Am Sonntag in der Buchhandlung der Schwiegereltern zu stöbern
  • Den Bruder und seine Freundin im Lokalradio zu hören
  • Bestätigung zu bekommen von den eigenen Eltern, dass es gut ist, wie wir das machen mit dem Baby
  • Die Kanada-Gänse zu hören und zu sehen, die allmählich zum Überwintern an den Rhein kommen
  • Sich zuhause zu fühlen, weil alles so liebevoll vorbereitet war
  • Zu beobachten wie das Söhnchen sich am Samstagmorgen über seinen nachts angereisten Papa freute
  • Drei- bis viermal am Tag leckeres Essen zu bekommen, ohne einkaufen oder kochen zu müssen 🙂

Und am schönsten war am Schluss dann doch:

Nach Hause zu kommen, wieder ins eigene Bett zu fallen, und zu wissen, dass die alte Heimat mit all ihren lieben Menschen weiter existiert und auf unseren nächsten Besuch wartet. ❤

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Schön war’s – bis bald, alte Heimat!

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