„So ein Baby ist doch frustrierend! Richtig Spaß machen die Kinder frühestens ab anderthalb Jahren, wenn sie richtig laufen und sprechen“, höre ich neulich vor dem Rückbildungskurs die eine Mutter zur anderen sagen, während ein Träubchen Erstlingsmütter den beiden Zweitkind-Erfahrenen an den Lippen hängt.
Ich suche im Geiste nach dem großen roten Buzzer, der unter den beiden Muttis ein Loch im Erdboden öffnet, auf dass ich das Gerede nicht weiter hören und mein Nervenkostüm strapazieren muss.
Wovon reden die? Ist es frustrierend, dass Babies nicht sprechen können? Dabei kommunizieren sie sehr wohl mit uns! Wer ihre Lautäußerungen ernst nimmt und ihre Bedürfnisse respektiert, wer genau hinschaut, -hört und -spürt, kann sie verstehen lernen (zumindest oft) und eine Vertrauensbasis aufbauen, die durch kein noch so wortreiches Gespräch mit einer Zweijährigen nachzuholen ist.

Oder frustriert es, dass Babies nicht laufen können? Also ich glaube, mit einem Baby im Tragetuch oder Kinderwagen bin ich unabhängiger und flotter unterwegs, als mit einem eigensinnigen Anderthalbjährigen an der Hand. Sicher macht es Spaß, die ersten Schritte zu begleiten und zu sehen, wie das Kind immer mehr von der Welt auf seinen eigenen Füßen erkunden kann. Dennoch möchte ich die Verbundenheit mit einem kleinen Säugling im Tragetuch nicht missen, genauso wenig den Anblick des friedlich schlafenden Babysöhnchens im Kinderwagen.
Natürlich ist ein Baby vollständig abhängig von seinen Eltern. Aber wenn ich mich auf diese enge Bindung einlasse, kann ich den Grundstein legen für ein vertrauensvolles Familienleben und vor allem für die Entwicklung meines Säuglings hin zu einem selbstbewussten, positiv denkenden jungen Menschen. Das ist zumindest meine Überzeugung. Detaillierte Hintergründe zur Bindungstheorie finden sich übrigens zum Beispiel hier.
Nur um das klarzustellen: Ich möchte niemandem absprechen, auch mal frustriert oder genervt vom eigenen Kind oder den Umständen und Begleiterscheinungen des Elternseins zu sein. Ich nehme niemandem ab, 24 Stunden am Tag auf Wolke 7 zu schweben. Und natürlich mag es auch durchaus sein, dass das Zusammenleben mit Kindern einem selbst je nach eigenem Naturell in bestimmten Entwicklungsphasen besonders viel Spaß macht. Geschenkt.
Aber das Baby als Frustfaktor? Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr schwindet mein Verständnis.
Letztendlich bin ich einfach wahnsinnig glücklich über jeden Tag mit dem Babysohn und versuche ganz im Hier und Jetzt zu leben. Ich bin mir sicher, dass der Tag kommt, an dem man melancholisch an diese innigen ersten Wochen und Monate zurück denken wird. Die Mütter, die diese Zeit nicht genießen können, tun mir leid – vor allem aber ihre Babies.