4 Monate Baby-led Weaning: Das Windel-Orakel

Wahnsinn, jetzt ist der Babysohn schon gut 10 Monate alt und ich kann gar nicht fassen, wie schnell diese Zeit vergangen ist. Bevor ich aber jetzt hier sentimental werde, schnell zum Thema, denn es wird höchste Zeit, mal wieder zu berichten, wie es bei uns eigentlich mit der Beikost läuft! Angefangen haben wir ja ziemlich pünktlich mit 6 Monaten, also ist der Babysohn jetzt – zumindest auf dem Papier – schon seit über 4 Monaten kein reines Stillkind mehr. Warum das vor allem auf dem Papier so ist, erzähle ich weiter unten.

Vorab ein kurzer Hinweis, sollten sich zufällig Nicht-Eltern hierher verirrt haben: Am Ende dieses Artikels geht es um Babykacke. Ich kann mich düster erinnern, dass Babykacke unter Nicht-Eltern kein ganz alltägliches Thema ist (wobei ich mir nicht sicher bin, denn ich bin ja Tierärztin, und die reden auch ständig über Kacke). Sollte also jemand nicht so irrsinnig interessiert am Windel-Orakel sein, empfehle ich, den letzten Absatz dieses Textes auszulassen und sich stattdessen etwas putziges anzugucken, zum Beispiel diesen Esel in einer Hängematte (wirklich süß!). Jetzt aber los:

Mahlzeit!

Angefangen haben wir mit zwei Mahlzeiten täglich (Frühstück und Mittagessen), weil der Babysohn am fortgeschrittenen Nachmittag oft nicht mehr so experimentierfreudig und konzentrationsfähig war. Das ist zwar häufig immer noch so, aber mittlerweile haben wir nachmittags einen relativ festen Ablauf, und dazu gehört ungefähr um 17 Uhr unsere dritte gemeinsame Mahlzeit. Ich versuche, die Mahlzeiten abwechslungsreich zu gestalten. Mittags gibt es immer ein warmes Gericht, morgens gibt es dann entweder Müsli mit Obst oder beispielsweise Brot mit Gurke, und abends dann z.B. eine Banane oder Brotzeit (je nachdem, was zum Frühstück dran war).

In den ersten mindestens 6-8 Wochen gab es recht häufig Mahlzeiten, bei denen der kleine Kuckuck nach spätestens 5 Minuten nicht mehr in seinem Stühlchen sein wollte, das Essen kaum angerührt (oder nur auf den Boden geworfen) hat und das alles recht überflüssig fand. Auf meinem Schoß war es auch nicht viel besser, nur die Sauerei war da noch viel größer. Ich habe dem geduldig nachgegeben (sehr entgegen meinem eigentlichen Naturell 😉 ) und nicht groß versucht, ihn zu überreden. Aber mit der Zeit ist doch von selbst sein Interesse erwacht. Erst gab es bestimmte Lieblings-Lebensmittel, wie zum Beispiel Banane oder Nudeln (beides nach wie vor unter den Top 5). Und mittlerweile, das ging irgendwie schleichend, wird fast alles zumindest gründlich untersucht und mal probeweise angeknabbert. Bei Dingen, die er kennt und mag, haut er auch schonmal richtig rein, andere Lebensmittel hingegen ignoriert er recht konsequent (Möhre? Was soll das?!). Weiterhin gibt es aber Tage, und zwar nicht wenige, an denen er einfach nicht wirklich essen möchte, weil er zum Beispiel erkältet ist, zahnt, oder aus Gründen, die er mir nicht nennen mag. Nach wie vor landet auch sehr viel Essen auf dem Boden, dem Lätzchen, hinter Ohren (seinen und meinen), in Haaren (seinen und meinen) und in der Nachbarschaft im Umkreis von etwa 5 Kilometern… Ich sehe das gelassen, denn wir stillen nach wie vor nach Bedarf, so dass er seine Nährstoffe bekommt, auch wenn er mal nichts Festes essen möchte.

Warme Mahlzeit?

Eine typische warme Mahlzeit bei uns: Pinke Power-Bratlinge

Angefangen haben wir, das beschreibe ich ja in unserem ersten Bericht, mit Fingerfood in Form von – meist gedünsteten – Gemüse- und Obststicks, oder auch gelegentlich Nudeln. Mittlerweile versuche ich durchaus, kleine geeignete Gerichte zu kochen, die wir mittags dann beide (bzw. am Wochenende alle drei) essen. Häufig handelt es sich um Bratlinge, Ofengemüse, selbstgemachte Pesto mit Nudeln, oder ähnliches, aber mein Repertoire wird hoffentlich wachsen. Letzte Woche habe ich zum ersten Mal nach Plan gekocht (s. hier), das klappte ganz gut. Inspirationen für babytaugliche Rezepte finden sich ja zum Glück auf tollen Blogs wie zum Beispiel bei Junika oder Babyspeck & Brokkoli.

Die Teller der Anderen

Bei den Babygerichten muss man ja bekanntermaßen vor allem auf den Salzgehalt achten, bzw. im Idealfall komplett salzfrei kochen. Daran kann ich mich aber ehrlich gesagt nicht gewöhnen, ich finde das Ergebnis dann meist doch eher fad. Mein Geschmackssinn ist eben schon total verdorben nach über drei Jahrzehnten mit Salz, Zucker und Geschmacksverstärkern 😉 . Deswegen würze ich mein Essen häufig kräftig nach und es findet sich auch gelegentlich ein Schuss Ketchup neben meinen Hirse-Gemüse-Laibchen.

Der Babysohn allerdings beobachtet diese feinen Unterschiede zunehmend interessiert. Die Sache mit dem Salzstreuer hat er noch nicht durchschaut, aber das Ketchup entgeht ihm nicht, und sollte ich auf die Idee kommen, mal ganz etwas anderes zu essen als er, habe ich mittlerweile mit lautstarken Protesten zu rechnen. Diese führten schon dazu, dass er statt der erwähnten Hirse-Laibchen begeistert saure Gurken von meinem Teller mampfte, die eigentlich wegen ihres Salz- und Zuckergehaltes nicht besonders geeignet sind für Babies.

Ab und an drücke ich ein Auge zu und gebe ihm sowas, auch etwas Rand von einer TK-Pizza hat er schonmal bekommen. Aber am besten ist es doch, wenn ich das Gleiche esse, wie er (und es höchstens in der Küche vorher noch etwas würze). Dann fühlt er sich nicht veräppelt und für mich ist es auch gesünder. Ich merke allerdings, dass er mittlerweile auch Präferenzen entwickelt, die meinen ähneln. Er mag Dinge „mit Geschmack“ lieber, als ganz ungewürzte Sachen. Er liebt Nudeln und Brot, wie ich. Gedünstetes Gemüse ohne irgendwelche „Tricks“ fand er anfangs spannend, und jetzt fragt er recht deutlich nach dem Hauptgang. Ich tanze also mein Mantra „alles nur eine Phase“ und versuche, eine möglichst gesunde Ernährung vorzuleben (mit kleinen fettigen Entschädigungen, wenn das Söhnchen schläft 😉 ).

Wasser ist zum Waschen da

„Wasser ist zum Waschen da“, weiß der Rheinländer, „… und zum Spülen“, ergänzt der Babysohn. Fast von Anfang an habe ich ihm zu den Mahlzeiten Leitungswasser aus einem normalen Glas angeboten und das Trinken klappt mittlerweile recht gut. Er fordert das Wasser an, sobald er Durst hat. Vor allem aber hat er schnell gelernt, das Wasser gegen Stau im Mund helfen kann. Denn es kommt (und kam vor allem anfangs) recht häufig vor, dass er sich begeistert größere Mengen oder Stücke von etwas (ganz klassisch: Brot) in den Mund stopfte und dann nicht so richtig wusste, wie er nun weiter damit verfahren sollte. Da saß er und ich sah sein wachsendes Unbehagen, wollte ihm aber auch nicht ständig im Mund rumpulen und alles wieder rausbefördern. Mit Wasser klappt das aber super. Was kleingekaut oder weich genug ist, spült er auf diese Weise runter, und den Rest: hinaus!

(Anmerkung: Ich achte darauf, den Babysohn nicht total hungrig an den Tisch zu setzen. Erstens ist er dann nicht gewillt, sich mit fester Nahrung zu befassen, und zweitens würde er womöglich seinen Magen mit Wasser füllen wollen (mangels Muttermilch). Das wäre in Sachen Energie- und Nährstoffversorgung aber ungünstig, denn Wasser kann den Magen zwar füllen, liefert aber sonst nicht viel von dem, was ein Baby braucht. Da wir ohnehin noch ziemlich viel stillen, ist die letzte Milchmahlzeit aber meistens eh nicht ewig her.)

Die Sache mit dem Sitzen

Glaubt man den gängigen Ratschlägen zum Thema Beikostreife, die ich ja in diesem Artikel selbst aufgegriffen habe, gehört selbstständiges Sitzen fast überall unabdingbar mit zu den „Reifezeichen“, was ja im Prinzip auch Sinn macht. Unter selbstständigem Sitzen verstehe ich allerdings ein Baby, dass sich selbst hinsetzen kann und dann auch einige Zeit sitzen bleiben und sich selbst wieder aus dieser Position in eine andere begeben kann. Hier beim Wunschkind zum Beispiel wird ja ganz hervorragend erklärt, warum es wenig Sinn macht (oder sogar schadet), das Sitzen künstlich herbeizuführen, bevor das Baby sich selbst hinsetzen kann.

Allerdings habe ich zum Essen da zwei- bis dreimal am Tag ein Auge zugedrückt. Als wir mit der Beikost anfingen, erfüllte der Babysohn alle anderen Beikostreifezeichen allemal, und das Sitzen ging gestützt auf dem Schoß oder mit Sitzverkleinerer und Kissen im TrippTrapp für einen begrenzten Zeitraum sehr gut. Länger als 10 Minuten dauerten unsere Mahlzeiten anfangs ohnehin nicht, und solange habe ich es in Kauf genommen, dass er aufrecht saß, ohne dass er sich zu diesem Zeitpunkt selbst in diese Position begeben konnte.

Ansonsten hätten wir noch eine ganze Weile warten müssen: Erst mit etwa 9 Monaten hat das Söhnchen angefangen, sich selbstständig und stabil aufzusetzen.

Food before one ist just for fun

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Am Spaß mangelt es dem Söhnchen jedenfalls beim Essen nicht!

Diesen Spruch lese ich immer wieder und finde ihn sehr nett, ich kann allerdings nur hoffen, dass er von einer Person stammt, die sich auch wirklich gut auskennt. Ich kann nämlich nicht behaupten, mir nie Sorgen gemacht zu haben in den letzten Monaten des Essen Runterwerfens, Verteilens, Zermatschens, Ignorierens… Bekommt er auch wirklich alles, was er braucht über die Muttermilch? Hier steht, dass dem so sei (inkl. weiterführender Links), und nachdem ich mich ein bisschen eingelesen hatte, habe ich mich entschieden, darauf zu vertrauen. Aber manchmal habe ich schon gezweifelt, wenn ich im Bekanntenkreis mitbekommen habe, in welchem Tempo der Brei die Stillmahlzeiten ersetzte. Dann fragte ich mich schon, ob es richtig ist, was wir machen.

Letztendlich denke ich, ist es nicht so wichtig, was und wieviel dem Baby an fester Nahrung angeboten wird, solange das Kind gesund und munter ist und sich altersgerecht entwickelt. Das alles ist bei unserem Babysohn zum Glück der Fall. Das Stillen macht mir außerdem überhaupt nichts aus, im Gegenteil, ich stille gerne und habe das Gefühl, dass es dem Söhnchen gut tut. Und als ich noch dachte, außer Muttermilch käme weiterhin gar nichts in seinem Magen an, fing das Windelorakel an, eine ganz andere Sprache zu sprechen:

Tacheles: Was ist denn nun in der Windel?

In den Windeln befinden sich mittlerweile geformte Würstchen unterschiedlicher Festigkeit und von recht unangenehmem Geruch. Sie sind deutlich einfacher zu beseitigen, als diese explosionsartigen Säuglingshinterlassenschaften von breiig-flüssiger Konsistenz und unberechenbaren Ausmaßen. Aber sie STINKEN!

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Einhorn-Kacke könnte nicht besser riechen als das hier… (Bild: flickr.com, Carolyn Sewell)

Der Übergang war, nun ja, fließend. Zunächst veränderte sich die Farbe allmählich hin zu braun-grün und der Geruch fing an, sich zu ändern. Nach und nach fanden sich zunehmend Stückchen oder Fasern, die eindeutig vom Essen stammen mussten. Ich traute meinen Augen kaum, denn ich sah ihn bei den Mahlzeiten alles mögliche veranstalten, außer essen. Aber offenbar landete doch einiges im Magen und ging von dort den Weg des Vergänglichen. Und das ließ mich Mut schöpfen! Erst Recht, als dann allmählich die ersten Würstchen auftauchten. Mittlerweile sehe ich zwar auch beim Essen, dass er wirklich auch ein bisschen isst und nicht nur spielt. Aber es ist doch ganz schön mitzubekommen, dass sich die ganze Verdauung mittlerweile darauf eingestellt und gut reguliert hat. Und also werden wir diesen Weg weiter beschreiten, werden das Ausmaß und das Tempo der Umstellung auf feste Nahrung weiterhin dem Babysohn überlassen und schauen, welche Überraschungen noch so auf uns warten. ❤

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